“ANOTHER VENICE”, project for the interior renovation of a historical residential building in Venice, Italy,  is on AIT – Germany, July 2017 issue,  with a beautiful article by Christine Schröder.

 

 

photos by Carola Ripamonti

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In the middle of Venice architects Andrea Marcante and Adelaide Testa revived a 19th century building. Besides the renovation of apartments, the architects from Turin were also commissioned with the layout of the semi-public circulation. In the first already completed apartment, space-forming structures built of metal profiles play a primary role. These are complemented with numerous references to the lagoon city spreading out in front of the windows, which create “Un´altra Venezia” – another, a different Venice.

There is hardly a better place than Venice to directly experience architectural history: splendid palaces, countless churches, innumerable stone bridges, winding alleys opening up into snug squares… St. Mark’s Square with impressive buildings and a breathtaking panorama. All this adds up to an enchanting surreal appearance that seems to belong to bygone times. The city built on wooden piles was declared a UNESCO World Heritage Site in 1987. Writers, artists and architects love to be inspired by the special atmosphere of the synthesis of the arts. Andrea Marcante and Adelaide Testa from Turin implemented their most recent project in the middle of the lively San Marco District. Although thousands of tourists visit the rich cultural and architectural heritage of the lagoon city every day, the typical Venetian residence with new interiors lies hidden next to a canal in the tangle of alleys and is reserved for the residence and their guests. In the 19th century Venetian building, the architects found austere interiors without any design characteristics. Their design principle is the development of distinct spatial structures, which are placed on top of existing structures as discernible new layers. Thereby they frequently succeed not to mask already existing components, but preserve them with a distinct design approach which responds to the location and plays with opposites. For the residence it was important to give the entrance area, the vertical circulation areas and the apartments a new character, without blurring their identity. The graphic wall design made of noble eucalyptus wood in the staircase is a response to the façade and the public outdoor space. The many small windows openings affording selected views to the canal take up a comparatively small area. When the golden shimmering lift doors in the staircase open, the route initially leads across two wide steps and through a marble portal towards an opulent wooden apartment door and eventually to the private rooms of one of the first converted apartments. With this project name “Un´altra Venezia” – another, a different Venice – the architects indicate their intention to transfer the special atmosphere of the city to the living environment. New connecting elements are the dark floor covering and a structure built of red metal profiles, from which doors, partition walls and built-in units develop. In the corridor, this structure is particularly prominent: it is filled with green glass to provide a separation towards the living and dining room, which was formerly divided into two small rooms. The glass wall then develops into a dynamic room divider between the new corridor and the study, while additionally bringing daylight to the rear area of the former living room. Differently sized storage cubes built of coloured wooden panels make reference to the pattern of the historic wooden floor and are turned through 45 degrees and artfully integrate the door to the study. Carlo Scarpa and his intervention at the Ca’ Foscari University of Venice obviously served as a model. The interior of the apartment wants to capture Venice’s versatile structures, colours and shapes. Golden brass frames with green curtains merge the  windows in the living and dining room and study into long strips. Marcante Testa add vibrant powdery colours, Stucco Veneziano, textured wallpapers, dark eucalyptus wood, and custom-made furniture in combination with select design classics. The result certainly is another, a very private and very individual Venice – un´altra Venezia – perfetto!

 

 

Mitten in Venedig hat das Architekten-Duo Andrea Marcante und Adelaide Testa ein Wohngebäude aus dem 19. Jahrhundert zu neuem Leben erweckt. Neben der Renovierung der Appartements wurden die Turiner auch mit der Konzeption der halböffentlichen Er schließung betraut. In der ersten fertiggestellten Wohnung spielen raumbildende Konstrukte aus Metallprofilen die Hauptrolle. Da zu addieren sich zahlreiche Zitate aus der vor den Fenstern liegenden Lagunen stadt und schaffen „Un´altra Venezia“ – ein weiteres, ein anderes Venedig.

 

Kaum irgendwo sonst lässt sich Architekturgeschichte so unmittelbar erleben wie in Venedig: prachtvolle Paläste, unzählige Kirchen, zahllose steinerne Brücken, verwinkelte Gassen, die sich zu heimeligen Plätzen öffnen …, der Markusplatz mit seiner eindrucksvollen Bebau ung und das atemberaubend schöne Panorama, das sich über dem blau schimmernden Wasser des Canal Grande entfaltet. All das verleiht dem Gefüge eine zauberhaft irreale Erscheinung, die wie aus einer anderen Zeit entsprungen zu sein scheint – nicht umsonst zählt die auf Holzpfählen erbaute Stadt bereits seit 1987 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Schriftsteller, Künstler und Architekten lassen sich gerne von der besonderen Atmosphäre des autofreien Gesamt kunstwerkes inspirieren. Andrea Marcante und Adelaide Testa aus Turin haben ihr jüngstes Werk inmitten des bunten Treibens im Viertel San Marco realisiert. Während das reiche kulturelle und architektonische Erbe der La gunen stadt täglich von Tausenden Touristen durchströmt wird, liegt das typisch venezianische Wohnhaus mit dem neuen Innenleben versteckt an einem Kanal und bleibt in dem engen Gewirr aus Gassen nur für ein kleines Publikum, nämlich für die Bewohner und deren Gäste, erlebbar. Vorgefunden hatten die Architekten in dem venzianischen Wohnhaus aus dem 19. Jahr – hundert ein nüchternes Innenleben ohne gestalterische Besonderheiten – ungewöhn lich für die Bauten im historischen Zentrum der an jeder Ecke so reich ausgeschmückten Stadt, jedoch perfekte Ausgangslage für die Arbeitsweise von Marcante Testa. Denn das Ent wickeln ganz eigener Raumstrukturen, die als erkennbar neue Schicht über den Bestand gelegt werden, ist für beide Programm. Dabei gelingt es ihnen immer wieder von Neuem, das bereits Dagewesene nicht zu überlagern, sondern vielmehr mit ihrem ganz eigenen, auf den Ort reagierenden Ansatz fortzuführen und dabei mit Gegen sätzen zu spie len. Für das Wohnhaus am Canale galt es, dem Eingangsbereich, der vertikalen Erschlie ßung und den drei Wohnungen eine neue Prägung zu geben, ohne deren Iden tität zu verschleiern. So ist die grafische Wandgestaltung aus edlem Eukalyptusholz im Trep – pen haus eine Reak tion auf die Fassade und den öffentlichen Außenraum. Eine vergleichsweise geringe Fläche nehmen hier die zahlreichen, aber kleinen Fenster öffnun gen ein, die gezielte Blicke auf den Kanal freigeben. Wenn sich im Treppenhaus die golden schimmernden Türen des Aufzugs öffnen, führt der Weg zu nächst über zwei ausladende Stufen und durch ein Marmorportal zur opulent aus Holz gestalteten Wohnungstür und schließlich in die privaten Räume einer der drei umgebauten Wohnungen. „Un´altra Venezia“ – ein weiteres, ein anderes Vene dig, so nennen die Architekten ihren Entwurf und verweisen damit auf ihre Absicht, die besondere Atmosphäre der Lagunen stadt in die Wohnräume zu übertragen. Als neues, aber verbindendes Element wurde – neben dem dunk len Boden belag – eine Struktur aus rot lackierten Metallprofilen eingebracht, aus denen Türen, Trenn wände, Wand ab schlüsse und Ein bau möbel entwickelt wurden. Den markantesten Auftritt hat das filigrane Konstrukt im Flur, wo es – mit grünen Glasscheiben ausgefacht – den räumlichen Abschluss zum Wohn- und Esszimmer bildet, das aus ehemals zwei kleinen Räumen zu einem großen wurde. Daran anschließend entwickelt sich die gläserne Wand zum dynamischen Raumteiler zwischen dem neuen Er schlie ßungsflur und dem Arbeits zimmer und lässt gleichzeitig Tageslicht bis in den hinteren Bereich des ehemaligen Wohnzimmers fallen. Für Stauraum sorgen unterschiedlich große Kuben aus farbigen Holz paneelen, die dem Muster des historischen Holzfuß bodens folgend, um 45 Grad verdreht sind und raffiniert die Tür zum Arbeitszimmer integrieren. Carlo Scarpa und sein baulicher Ein griff an der Universität Venedig Ca’ Foscari standen offensichtlich Pate. Der 1906 in Venedig geborene Architekt schuf zeitlebens mittels gekonnter Über – lagerungen Ver bin dungen zwischen Tradition und Moderne, was er eindrucksvoll in seinem Olivetti-Showroom von 1957 am benachbarten Markusplatz unter Beweis gestellt hat. Das gesamte Innen leben der Wohnung zielt darauf ab, die vielseitigen Strukturen, Farben und Formen Venedigs einzufangen. Goldfarbene Messingrahmen, bespannt mit grünen Vorhängen, fassen die Fenster in Wohn-, Ess- und Arbeitszimmer über die Wände hinweg zu langen Bändern zusammen. Dazu fügten Marcante Testa kräftig pudrige Far – ben, Stucco Veneziano, strukturierte Tapeten, dunkles Eukalyptusholz und maßgeschneiderte Möbel kombiniert mit ausgewählten Designklassikern. Entstanden ist tatsächlich ein weiteres, ganz privates und sehr individuelles Venedig – un´ altra Venezia – perfetto!